Verhaltensstörungen beim Hund treten auf, wenn das Gebaren des Tieres erheblich von der Norm abweicht. Sie werden dann zum Problem, wenn die Interaktion zwischen Mensch und Vierbeiner gestört ist oder der Sozialkontakt zu anderen Hunden beeinträchtigt wird.
Dabei sind die verschiedensten physischen und psychischen Faktoren ursächlich. Als Lösungen sehen Experten eine gezielte Therapie beziehungsweise ein spezielles Intensivtraining für Problemhunde an. Was ist dabei zu beachten?
Was genau ist eine Verhaltensstörung beim Hund
Auffälliges Verhalten beim Hund weist auf Probleme hin, die das Tier mit dem Ausüben normaler Bedürfnisse hat. Außerdem ist es ein Anzeiger, dass irgendetwas mit dem Fortpflanzungs- oder dem Selbsterhaltungstrieb nicht in Ordnung sein kann. Manchmal sind ungewöhnliche Verhaltensweisen auch nur das Resultat von Stereotypien und lassen auf keinen expliziten Zweck schließen.
Wie entstehen die abweichenden Verhaltensweisen beim Vierbeiner
Im Prinzip drücken Verhaltensstörungen und ungewöhnliches Gebaren eine Überforderung aus, unter der das Tier leidet. Es ist nicht fähig, sich seiner Umgebung adäquat anzupassen. Ausschlaggebend für diese Verhaltensprobleme sind üblicherweise Fehler bei der Haltung, der Nutzung oder der Erziehung des Tieres. So führt mangelndes Wissen oder fehlende Zeit für die Beschäftigung mit dem Hund zu Stress oder Langeweile, wodurch die Mensch-Tier-Beziehung empfindlich gestört wird.
Zudem kann ein traumatisches Erlebnis wie ein Unfall für das Fehlverhalten verantwortlich sein. Nicht vergessen werden dürfen körperliche Defizite wie beispielsweise beschränkte Sinnesleistungen oder Schmerzen. Auch genetische Faktoren können zu einem auffälligen Verhalten führen.
Welche Verhaltensstörungen treten am häufigsten in Erscheinung?
Neben Trennungsschmerzen und krankheitsbedingten Störungen sind es vor allem vier Verhaltenstypen, die auffällig sind.
Gesteigerte Aggressivität
Sofern aggressives Verhalten bestimmten Regeln folgt, die in der Welpenzeit oder im Laufe des Lebens erlernt wurden, gehört es zum normalen Gebaren des Hundes. Ein gesundes Tier, dem weder die Ohren noch der Schwanz kupiert wurden, greift üblicherweise nur in Extremsituationen an, da Konflikte mithilfe von Drohgebärden gelöst werden.
Bei einem gestört aggressiven Verhalten entfallen die Drohgebärden und der Hund geht sofort in den Angriff über. Gründe dafür sind auch in einem gestörten Hormonhaushalt zu suchen oder in einer genetischen Veranlagung. Zudem löst Zwingerhaltung übersteigerte Aggressivität aus.
Übertriebenes Angstverhalten
Angst ist im Prinzip ein gesundes und sinnvolles Gefühl. Phobien dagegen beziehen sich auf bestimmte Objekte und Personen und führen dazu, dass der Hund plötzlich beißt, unsauber wird, Gegenstände zerkaut oder ständig bellt und jault.
Stereotypes Zwangsverhalten
Unter stereotypischem Verhalten werden immer wiederkehrende Verhaltenssequenzen bezeichnet, die ohne erkennbaren Zweck daherkommen. Folgende Verhaltensweisen sind auffällig:
- Starres Stehen vor einer Wand
- Übermäßiges Lecken
- Im-Kreis-Laufen und Schwanzjagen
- Ständiges Bellen
- Fortwährendes Fressen unverdaulicher Gegenstände
Gestörte Impulskontrolle
Dieses Fehlverhalten lässt sich mit dem Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Syndrom (ADHS) vergleichen, wie es beim Menschen auftritt. Das Tier besitzt eine niedrige Frustrationstoleranz, ist ständig aktiv und schnell erregbar.
Außerdem zeigt der Hund eine mangelhafte Lernfähigkeit, eine schlechte Ausdauer und wird beim kleinsten Anlass aggressiv. Ursächlich sind entweder genetische Probleme oder eine ungenügende Sozialisation sowie eine schlechte Tierhaltung.
Wie können Verhaltensauffälligkeiten beim Hund behandelt werden?
Verhaltensauffälligkeiten leichteren Ausmaßes können mithilfe intensiver, spezieller Trainingseinheiten abgelegt werden. Bei schwereren Störungen ist eine Verhaltenstherapie unumgänglich.
Intensive Trainingseinheiten mit dem professionellen Hundetrainer
Dabei wird in einer Hundeschule versucht, dem Tier “normales Verhalten” beizubringen. Der Halter nimmt sich in einer ruhigen Umgebung Zeit für den Vierbeiner und trainiert unter der Anleitung eines Spezialisten adäquates Verhalten. Wichtig dabei ist eine positive Einstellung des Hundebesitzers.
Zudem empfiehlt es sich, Geduld zu bewahren und das Tier bei jedem kleinen Schritt ausgiebig zu loben und zu belohnen. Wird das Intensivtraining konsequent durchgehalten, ist die Chance groß, dass sich der Hund nachträglich zu einem treuen Begleiter entwickelt.
Behandlung durch den Fachtierarzt
Schwierigere Problemhunde bedürfen eines Besuches beim Fachtierarzt für Verhaltensmedizin. Dabei wird nicht nur versucht, dem Fehlverhalten des Tieres mit erzieherischen Maßnahmen entgegenzuwirken.
Oft wird zu einer Umgestaltung der Rückzugsräume oder zu einer Futterumstellung geraten. Schließlich kann es notwendig werden, über Nahrungsergänzungsmittel oder einer entsprechenden Medikation den Verhaltensproblemen Herr zu werden.
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