Ein Labrador für Berufstätige? Wieviel Zeit braucht ein Hund?

Christina Huber

chocolate Labrador retriever puppy lying on green lawn during daytime

Viele Hundebesitzer sind auch berufstätig. Miete, Essen, Hundefutter fallen schließlich nicht vom Himmel. Dennoch wünschen sich viele Berufstätige einen Hund und häufig soll es eben auch ein Labrador sein. Da heißt es für den Hund schnell mal sieben, acht, neun Stunden alleine zu Hause sein und so stellt man sich als verantwortungsvolles Neuherrchen schon mal die Frage, hält ein Labrador das überhaupt aus? Wie lange kann ein Labrador alleine bleiben? Wie lange darf er alleine zu Hause warten? Zumal gerade Labradore außerordentlich auf den bzw. sogar ihren Menschen fixiert sind.

Labrador und Berufstätigkeit

Mit einem erwachsenen Labrador, der das Alleinsein gewohnt ist und dann in der anderen Zeit ausgelastet wird, funktioniert auch längeres Alleinsein meist problemlos, zumindest wenn der Hund gesund ist. Wird der Labrador, immerhin ein höchst intelligenter Hund, aber dann nicht ausgelastet, dann kann er durchaus dazu neigen sich selbst Beschäftigung zu suchen und das ist nicht immer das ihm zugedachte Spielzeug. Man kann auch durchaus das ganze beim Namen nennen, er entwickelt dann eine Zerstörungswut. Und auch wenn ein Labrador das Alleinsein aushält, schön ist es dennoch nicht für ihn. Mag sein, dass die meisten Hunde, wenn sie sich dann stundenlang selbst überlassen sind, die meiste Zeit vor allem dösend oder schlafend verbringen, hätten sie die Wahl, hätten sie dabei doch lieber Herrchen oder Frauchen in der Nähe.

Labrador Welpen länger alleine lassen?

Schwieriger ist das in der Welpenphase – gerade beim Labbi. Zum einen muss der Labrador Welpen ja erst einmal stubenrein werden, vorher ist an längere Abwesenheit aus dem Haus kaum bis gar nicht zu denken. Und selbst dann, wenn der Welpe dann das Gröbste aus Sicht seiner Herrchen und Frauchen hinter sich hat, benötigt er eigentlich noch eine ständige Aufsicht und Betreuung. Denn gerade gelangweilte Labrador Welpen können zum Zerstörer mutieren. Sie für die Zeit der Abwesenheit dann einfach in eine Hundebox zu sperren ist aber für den Hund keine schöne Lösung und sollte am besten gar nicht erst in Erwägung gezogen werden. Eine Hundebox ist eine Transportbox, keine Tierverwahrungsbox.

Berufstätige, die einen Labrador haben möchten, sollten also entweder auf einen Junghund ausweichen, der bereits eine gewisse Grunderziehung hat, oder ihren Jahresurlaub opfern, wenn der Welpe einzieht. So hat man zumindest die ersten vier Wochen Zeit sich ausgiebig mit dem neuen Familienmitglied zu beschäftigen. Nach den vier Wochen wäre es allerdings wünschenswert, denn dann ist der Welpe ja gerade einmal im vierten Monat, die lange Wartezeit durch eine vertrauensvolle Person, ruhig ein älteres Nachbarkind, unterbrochen wird.

Siehe auch: Entwicklung vom Welpen zum erwachsenen Labrador. | Gefahren für einen Labrador im Haus.

Partner und Kinder können helfen

Einfacher wird es natürlich, wenn man in einer Partnerschaft lebt oder bereits ältere Kinder im Haus sind. Allerdings sollte man dann, bevor der Labrador Welpe einzieht, klären, ob alle im Haus, vor allem die, die bei der Betreuung eingeplant werden, wissen was auf sie zukommt: Spazierengehen bei Wind und Wetter gehört nämlich auch dazu. Wenn die Kinder einverstanden sind und der Partner auch, könnte man den Labrador so anschaffen, dass man selbst die ersten vier Wochen seinen Urlaub nimmt, dann der Partner einen Großteil seines Jahresurlaub opfert und dann am besten die großen Ferien anfangen, in der sich die Kinder tagsüber neben ihren sonstigen Ferienbeschäftigungen auch wirklich die Zeit nehmen, sich um den Welpen zu kümmern. Urlaub selbst kann man dann ja leider nicht mehr nehmen, der eigene Jahresurlaub ist ja für die ersten Wochen drauf gegangen 🙂

Was man nicht unterschätzen sollte, nach dem Welpenalter kommt irgendwann auch beim Labrador die Pubertät. Manchmal merkt man als Hundebesitzer rein gar nichts davon, es gibt aber auch Hunde, die eine regelrechte Flegelphase durchleben und in dieser Zeit viel Aufmerksamkeit und Konsequenz benötigen. Hat man dafür die Kraft, wenn man selbst den ganzen Tag arbeiten war? Es gibt Hundebesitzer, die sind nach der Pubertät beim Hund erledigter als nach der Phase, in der sie den Hund stubenrein erzogen haben.

Das geht schon irgendwie – Hund und Beruf vereinbaren

Hier zwei Argumente, die nicht wirklich welche sind, wenn es darum geht, einen Labrador trotz anstrengender Berufstätigkeit in die Familie zu holen:

Ich habe aber einen Garten – da kann der Labrador hin

Gerade bei Welpen ersetzt ein Garten keine Betreuung und schon gar keine Erziehung. Stundenlang alleine im Garten? Viel zu gefährlich für einen Labrador-Welpen. Das fängt bei giftigen Pflanzen an über die Gefahr sich irgendwo zu verfangen bis hin zur Möglichkeit, dass der süße Fatzke gestohlen wird. Auch ersetzt ein Garten mit Sicherheit keine Sauberkeitserziehung.

Ich hab ja noch einen Hund, der passt schon auf

Natürlich ist es schön, zwei Hunde zu haben, die auf einander aufpassen können, sich auch mit einander beschäftigen und mit einander spielen. Und natürlich kann man zwei Hunde alleine lassen. Aber einen Welpen, den man selbst gerade erst kennen gelernt hat und einen anderen Hund, dass kann problematischer werden. Über mehrere Stunden sollte man in der Anfangszeit die beiden nicht unbeaufsichtigt lassen. Einen Welpen sollte man sowieso nie in den ersten Tagen ohne Aufsicht lassen. Auch nicht mit anderem Hund.

Berufstätige Hundebesitzer sollten einen Notfallplan haben

Labrador Retriever ausgewachsen.

Aber was passiert, wenn man dann feststellt, dass der Hund nach vier Wochen doch noch nicht so weit ist, dass man ihn wirklich so lange selbst überlassen kann und auch die stundenweise Betreuung zwischendrin nicht ausreichend ist? Oder noch schlimmer, der Hund kränkelt? Das muss gar nicht im Anschluss der vier Wochen sein, sondern noch im Laufe des Jahres, in dem man eben keinen Urlaub für eine solche Notsituation übrig hat. Man sollte für solche Notfälle immer einen Plan B in der Tasche haben, denn ausbaden muss es der Hund, wenn Plan A schief geht. Im Übrigen auch, wenn man nicht berufstätig ist. Denn in die Situation sich mal einige Zeit nicht selbst um sein Haustier kümmern zu können, kann man immer kommen.

Und auch, wenn der kleine Hund schon nach 16, 20 oder 24 Wochen in der Lage ist, sechs, sieben, acht Stunden alleine auszuharren, sollte man sich selbst kritisch die Frage stellen: Habe ich die Kraft, vor der Arbeit einen langen Spaziergang mit meinem Labrador zu machen? Hab ich nach einem langen Arbeitstag die Kraft, mich dann mit meinem Hund zu beschäftigen, ihn zu erziehen, dafür zu sorgen, dass er auch dringend nötige Sozialkontakte erhält und mit ihm beispielsweise die Hundeschule besuchen?

Labrador und Selbstständig – meist kein Problem im Home Office

Wer von zu Hause arbeitet, im Home Office, wird hingegen kaum Probleme haben, einen Labrador in seinen Arbeitsalltag zu integrieren. Labradore sind ruhige und geduldige Tiere, sie harren auch längere Zeit ruhig in ihrem Körbchen oder unter dem Schreibtisch aus, bis ihr Mensch wieder Zeit hat, sich mit ihm zu beschäftigen. Allerdings darf man in der Welpenzeit nicht erwarten, mehrere Stunden am Stück durcharbeiten zu dürfen. Denn da diktieren dann gerade in der Anfangsphase doch die Bedürfnisse des neuen kleinen Mitbewohners die Abläufe im Haus. Falls man zu Hause auch Besuch von Kunden bekommt, gibt es übrigens zwei Szenarien: Der Kunde hat Angst vor dem Monster Hund (auch wenn es ein Welpe ist) und man muss den Vierbeiner leider ausschließen oder man kommt nicht zum Arbeiten, weil der Hund ja so toll ist – und der Besuch leider auf den Balltrick reingefallen ist.

See also  Hüftdysplasie bzw. Hüftgelenksdysplasie beim Hund

Labrador mit zur Arbeit nehmen

Wer einen netten Chef hat und in einem eher übersichtlichen Arbeitsumfeld seiner Tätigkeit nachgeht, kann durchaus auch auf der Arbeit fragen, ob man den Vierbeiner mit zur Arbeit bringen darf. Aber dafür sollte der Hund schon stubenrein sein und wichtige Grundkommandos aus dem Effeff beherrschen. Den bei aller Toleranz wird es der Chef nicht toll finden, wenn man bei der Arbeit mehr mit dem Hund beschäftigt ist, als mit dem wofür man eigentlich bezahlt werden möchte. Nur ein guterzogener Labrador wird die Arbeitsabläufe im Büro nicht stören. Und auch wenn der Chef einverstanden ist, meist ist das eine Erlaubnis, die jederzeit widerrufen werden kann, zum Beispiel, wenn ein Kollege eine Hundeallergie entwickelt oder ein neuer Kollege eine solche eben hat. Für solche Situationen benötigt man ebenfalls einen Notfallplan. Fest darauf bauen, dass eine gegebene Erlaubnis immer Gültigkeit haben wird, sollte man nicht.

Meine eigene Erfahrungen mit Labrador Welpen Einzug

Wir arbeiten beide selbstständig von zu Hause. In den ersten vier, fünf Wochen war dann immer jemand im Haus und wenn wir Abends weg wollten, dann haben wir den Labrador Welpen eben mitgenommen (da war er allerdings schon so gut wie stubenrein, das war erst vier Wochen nach Einzug das erste Mal der Fall). Wir sind dann eben dann nur noch dahin gegangen, wo der Hund dann auch willkommen war (meist ist er besser umsorgt worden als wir :-)) Als unser Labrador Tonko dann aus dem gröbsten raus war, sind wir so ein, zwei Stunden zusammen aus dem Haus gegangen, beide Hunde, wir hatten da noch eine ältere Schäferhundmischlingsdame, im Garten. Das ging aber auch nur, weil wir wussten, dass die ältere Hündin gleich am Anfang mit dem Jungspund geklärt hatte, dass sie nicht spielen möchte. Nie, niemals und auch nicht mit ihm und er sie also wirklich komplett in Ruhe gelassen hat (ich hab auch schon von jungen Labradoren gehört, die die älteren Hunde im Haus regelrecht terrorisiert haben, das hätten wir unser doch sehr betagten Hundedame nicht antun wollen). Unser Nachbar wusste dann auch Bescheid und hat dann mal nach einer Stunde auch einen gründlichen Blick rüber geworfen. Er hätte dann auch ohne Probleme aufs Grundstück gelangen können, falls was gewesen wäre. Ganz wohl war uns zwar nicht, zumindest mussten wir dank der Hundedame aber weder Angst vor Diebstahl noch vor gewalttätigen Katzen haben.

Den Trick mit Haustür offen lassen und die Hunde können bei Bedarf in den Garten haben wir genau einmal und dann nie wieder praktiziert, nach einer gewissen Zeit wurde unserem doch sehr jungen Labrador etwas langweilig und er hat sich an der Fernbedienung vom Fernseher versucht. Zum Glück ist nur der Fernbedienung etwas passiert. Man kann gar nicht alles wegräumen. Je länger die Zeit, die man abwesend ist, desto interessanter selbst Dinge, mit der ein solcher junge Hund sonst niemals spielen würde.

Als der Hund dann zehn Monate alt war, war ich eine Woche alleine mit ihm (und der Hundedame). Ich habe mich dann tatsächlich getraut (ich musste, wohl war mir nicht), und bin einmal für fünf Stunden weg gewesen. Irgendwann war ihm wohl langweilig und er hat die Heiligen Drei Könige von der Weihnachtsbeleuchtung komplett zerlegt (zum Glück nur in die Bestandteile aufgelöst, nicht gefressen). Das war aber das letzte Mal, dass er, wen er länger alleine war, sich Beschäftigung gesucht hat. Gerne länger alleine lassen tun wir ihn auch heute nicht, obwohl er es klaglos hinnimmt. Vorher eine große Runde mit spielen und im Anschluss auch noch eine, dann ist er wieder glücklich.

Allerdings, in den ersten vier Wochen und dann auch noch zwei, drei Monate länger, habe ich meinen Arbeitsalltag auf die Bedürfnisse des Hundes komplett umgebaut. Man glaubt gar nicht, wieviel Unsinn so ein kleiner Hund machen kann, ohne dass man im Nachbarraum auch nur irgendwas hören kann davon. Schuhe zerlegen kann absolut Geräuschlos vollzogen werden.

Und natürlich bestimmt er auch heute noch, meine Arbeitszeit. Nur inzwischen ist er fast fünf Jahre alt, und wenn es gerade gar nicht passt, kann man ihn inzwischen auch auf etwas später vertrösten, wenn er sich meldet. Mit einem Welpen kann man das nicht machen. Kann man schon, hat aber Folgen …

Inzwischen lassen wir unseren Hund (inzwischen ist es leider auch nur noch einer) auch nur noch im Haus, wenn wir weg gehen (die Aufpasserin ist ja nicht mehr). Fünf, sechs Stunden, wenn es nicht jeden Tag ist, ist eine erprobte Zeit, die problemlos funktioniert, wenn man sich vorher und nachher Zeit nimmt. Inzwischen müssen wir auch nichts mehr sichern. Früher sind wir bevor wir die Haustür geschlossen haben, immer noch mal mit einem wachsamen Auge durch das Haus gegangen, meist haben wir dann aber eher die ungefährlicheren Dinge übersehen, mit denen eine gelangweilter Labrador gerne spielt, aber was solls, die Toilettenpapierschlacht hat sicherlich Spaß gemacht 🙂

Wobei wir ein ganz seltenes Exemplar eines Labradors haben, er ist nicht verfressen und Mülleimer waren und sind unter seiner Würde.

Fazit Berufstätig und Labrador

Mit einem älteren Labrador sind lange Stunden der Abwesenheit kaum ein Problem. Wenn es natürlich auch für ihn nicht die schönste Lösung ist. Mit einem Welpen sieht es anders aus. Ob man es mit seinem Gewissen vereinbaren kann, muss man mit sich selbst klar bekommen. Ein Notfallplan gehört aber immer dazu, gerade wenn man selbst alleine lebt. Aber einen Notfallplan braucht man eh, man kann immer mal so krank werden, dass man wirklich nicht Gassi gehen kann und selbst wenn man nicht alleine lebt, wir hatten mal beide gleichzeitig die richtige Grippe (nicht so eine simple Erkältung) und haben uns dann an drei Tagen der Krankheitszeit aber wirklich nur mit dem Hund rausgeschleppt im wahrsten Sinne des Wortes (zum Glück war erst Herrchen krank geworden und drei Tage später ich selbst, wenn wir beide gleichzeitig die schlimmen drei Tage gehabt hätten, hätten wir auch zum Notfallplan greifen müssen, so hatten wir beide die ganz schlimmen drei Tage etwas versetzt, aber es war eine Qual).

Natürlich sollen auch Berufstätige Hunde haben dürfen, ohne sich schlecht fühlen zu müssen. Man sollte vorab aber wissen, dass von der eigenen Freizeit dem Labrador dann mindestens zwei Stunden konzentrierte Beschäftigung gehören.

Viele Hundebesitzer sind auch berufstätig. Miete, Essen, Hundefutter fallen schließlich nicht vom Himmel. Dennoch wünschen sich viele Berufstätige einen Hund und häufig soll es eben auch ein Labrador sein. Da heißt es für den Hund schnell mal sieben, acht, neun Stunden alleine zu Hause sein und so stellt man sich als verantwortungsvolles Neuherrchen schon mal die Frage, hält ein Labrador das überhaupt aus? Wie lange kann ein Labrador alleine bleiben? Wie lange darf er alleine zu Hause warten? Zumal gerade Labradore außerordentlich auf den bzw. sogar ihren Menschen fixiert sind.
Labrador und Berufstätigkeit
Mit einem erwachsenen Labrador, der das Alleinsein gewohnt ist und dann in der anderen Zeit ausgelastet wird, funktioniert auch längeres Alleinsein meist problemlos, zumindest wenn der Hund gesund ist. Wird der Labrador, immerhin ein höchst intelligenter Hund, aber dann nicht ausgelastet, dann kann er durchaus dazu neigen sich selbst Beschäftigung zu suchen und das ist nicht immer das ihm zugedachte Spielzeug. Man kann auch durchaus das ganze beim Namen nennen, er entwickelt dann eine Zerstörungswut. Und auch wenn ein Labrador das Alleinsein aushält, schön ist es dennoch nicht für ihn. Mag sein, dass die meisten Hunde, wenn sie sich dann stundenlang selbst überlassen sind, die meiste Zeit vor allem dösend oder schlafend verbringen, hätten sie die Wahl, hätten sie dabei doch lieber Herrchen oder Frauchen in der Nähe.
Labrador Welpen länger alleine lassen?
Schwieriger ist das in der Welpenphase – gerade beim Labbi. Zum einen muss der Labrador Welpen ja erst einmal stubenrein werden, vorher ist an längere Abwesenheit aus dem Haus kaum bis gar nicht zu denken. Und selbst dann, wenn der Welpe dann das Gröbste aus Sicht seiner Herrchen und Frauchen hinter sich hat, benötigt er eigentlich noch eine ständige Aufsicht und Betreuung. Denn gerade gelangweilte Labrador Welpen können zum Zerstörer mutieren. Sie für die Zeit der Abwesenheit dann einfach in eine Hundebox zu sperren ist aber für den Hund keine schöne Lösung und sollte am besten gar nicht erst in Erwägung gezogen werden. Eine Hundebox ist eine Transportbox, keine Tierverwahrungsbox.
Kleiner Labrador Welpe.Berufstätige, die einen Labrador haben möchten, sollten also entweder auf einen Junghund ausweichen, der bereits eine gewisse Grunderziehung hat, oder ihren Jahresurlaub opfern, wenn der Welpe einzieht. So hat man zumindest die ersten vier Wochen Zeit sich ausgiebig mit dem neuen Familienmitglied zu beschäftigen. Nach den vier Wochen wäre es allerdings wünschenswert, denn dann ist der Welpe ja gerade einmal im vierten Monat, die lange Wartezeit durch eine vertrauensvolle Person, ruhig ein älteres Nachbarkind, unterbrochen wird.
Siehe auch: Entwicklung vom Welpen zum erwachsenen Labrador. | Gefahren für einen Labrador im Haus.
Partner und Kinder können helfen
Einfacher wird es natürlich, wenn man in einer Partnerschaft lebt oder bereits ältere Kinder im Haus sind. Allerdings sollte man dann, bevor der Labrador Welpe einzieht, klären, ob alle im Haus, vor allem die, die bei der Betreuung eingeplant werden, wissen was auf sie zukommt: Spazierengehen bei Wind und Wetter gehört nämlich auch dazu. Wenn die Kinder einverstanden sind und der Partner auch, könnte man den Labrador so anschaffen, dass man selbst die ersten vier Wochen seinen Urlaub nimmt, dann der Partner einen Großteil seines Jahresurlaub opfert und dann am besten die großen Ferien anfangen, in der sich die Kinder tagsüber neben ihren sonstigen Ferienbeschäftigungen auch wirklich die Zeit nehmen, sich um den Welpen zu kümmern. Urlaub selbst kann man dann ja leider nicht mehr nehmen, der eigene Jahresurlaub ist ja für die ersten Wochen drauf gegangen 🙂
Labrador Retriever guckt unschuldig.Was man nicht unterschätzen sollte, nach dem Welpenalter kommt irgendwann auch beim Labrador die Pubertät. Manchmal merkt man als Hundebesitzer rein gar nichts davon, es gibt aber auch Hunde, die eine regelrechte Flegelphase durchleben und in dieser Zeit viel Aufmerksamkeit und Konsequenz benötigen. Hat man dafür die Kraft, wenn man selbst den ganzen Tag arbeiten war? Es gibt Hundebesitzer, die sind nach der Pubertät beim Hund erledigter als nach der Phase, in der sie den Hund stubenrein erzogen haben.
Das geht schon irgendwie – Hund und Beruf vereinbaren
Hier zwei Argumente, die nicht wirklich welche sind, wenn es darum geht, einen Labrador trotz anstrengender Berufstätigkeit in die Familie zu holen:
Ich habe aber einen Garten – da kann der Labrador hin
Gerade bei Welpen ersetzt ein Garten keine Betreuung und schon gar keine Erziehung. Stundenlang alleine im Garten? Viel zu gefährlich für einen Labrador-Welpen. Das fängt bei giftigen Pflanzen an über die Gefahr sich irgendwo zu verfangen bis hin zur Möglichkeit, dass der süße Fatzke gestohlen wird. Auch ersetzt ein Garten mit Sicherheit keine Sauberkeitserziehung.
Ich hab ja noch einen Hund, der passt schon auf
Natürlich ist es schön, zwei Hunde zu haben, die auf einander aufpassen können, sich auch mit einander beschäftigen und mit einander spielen. Und natürlich kann man zwei Hunde alleine lassen. Aber einen Welpen, den man selbst gerade erst kennen gelernt hat und einen anderen Hund, dass kann problematischer werden. Über mehrere Stunden sollte man in der Anfangszeit die beiden nicht unbeaufsichtigt lassen. Einen Welpen sollte man sowieso nie in den ersten Tagen ohne Aufsicht lassen. Auch nicht mit anderem Hund.
Berufstätige Hundebesitzer sollten einen Notfallplan haben
Labrador Retriever ausgewachsen.Aber was passiert, wenn man dann feststellt, dass der Hund nach vier Wochen doch noch nicht so weit ist, dass man ihn wirklich so lange selbst überlassen kann und auch die stundenweise Betreuung zwischendrin nicht ausreichend ist? Oder noch schlimmer, der Hund kränkelt? Das muss gar nicht im Anschluss der vier Wochen sein, sondern noch im Laufe des Jahres, in dem man eben keinen Urlaub für eine solche Notsituation übrig hat. Man sollte für solche Notfälle immer einen Plan B in der Tasche haben, denn ausbaden muss es der Hund, wenn Plan A schief geht. Im Übrigen auch, wenn man nicht berufstätig ist. Denn in die Situation sich mal einige Zeit nicht selbst um sein Haustier kümmern zu können, kann man immer kommen.
Und auch, wenn der kleine Hund schon nach 16, 20 oder 24 Wochen in der Lage ist, sechs, sieben, acht Stunden alleine auszuharren, sollte man sich selbst kritisch die Frage stellen: Habe ich die Kraft, vor der Arbeit einen langen Spaziergang mit meinem Labrador zu machen? Hab ich nach einem langen Arbeitstag die Kraft, mich dann mit meinem Hund zu beschäftigen, ihn zu erziehen, dafür zu sorgen, dass er auch dringend nötige Sozialkontakte erhält und mit ihm beispielsweise die Hundeschule besuchen?
Labrador und Selbstständig – meist kein Problem im Home Office
Wer von zu Hause arbeitet, im Home Office, wird hingegen kaum Probleme haben, einen Labrador in seinen Arbeitsalltag zu integrieren. Labradore sind ruhige und geduldige Tiere, sie harren auch längere Zeit ruhig in ihrem Körbchen oder unter dem Schreibtisch aus, bis ihr Mensch wieder Zeit hat, sich mit ihm zu beschäftigen. Allerdings darf man in der Welpenzeit nicht erwarten, mehrere Stunden am Stück durcharbeiten zu dürfen. Denn da diktieren dann gerade in der Anfangsphase doch die Bedürfnisse des neuen kleinen Mitbewohners die Abläufe im Haus. Falls man zu Hause auch Besuch von Kunden bekommt, gibt es übrigens zwei Szenarien: Der Kunde hat Angst vor dem Monster Hund (auch wenn es ein Welpe ist) und man muss den Vierbeiner leider ausschließen oder man kommt nicht zum Arbeiten, weil der Hund ja so toll ist – und der Besuch leider auf den Balltrick reingefallen ist.
Labrador mit zur Arbeit nehmen
Wer einen netten Chef hat und in einem eher übersichtlichen Arbeitsumfeld seiner Tätigkeit nachgeht, kann durchaus auch auf der Arbeit fragen, ob man den Vierbeiner mit zur Arbeit bringen darf. Aber dafür sollte der Hund schon stubenrein sein und wichtige Grundkommandos aus dem Effeff beherrschen. Den bei aller Toleranz wird es der Chef nicht toll finden, wenn man bei der Arbeit mehr mit dem Hund beschäftigt ist, als mit dem wofür man eigentlich bezahlt werden möchte. Nur ein guterzogener Labrador wird die Arbeitsabläufe im Büro nicht stören. Und auch wenn der Chef einverstanden ist, meist ist das eine Erlaubnis, die jederzeit widerrufen werden kann, zum Beispiel, wenn ein Kollege eine Hundeallergie entwickelt oder ein neuer Kollege eine solche eben hat. Für solche Situationen benötigt man ebenfalls einen Notfallplan. Fest darauf bauen, dass eine gegebene Erlaubnis immer Gültigkeit haben wird, sollte man nicht.
Meine eigene Erfahrungen mit Labrador Welpen Einzug
Wir arbeiten beide selbstständig von zu Hause. In den ersten vier, fünf Wochen war dann immer jemand im Haus und wenn wir Abends weg wollten, dann haben wir den Labrador Welpen eben mitgenommen (da war er allerdings schon so gut wie stubenrein, das war erst vier Wochen nach Einzug das erste Mal der Fall). Wir sind dann eben dann nur noch dahin gegangen, wo der Hund dann auch willkommen war (meist ist er besser umsorgt worden als wir :-)) Als unser Labrador Tonko dann aus dem gröbsten raus war, sind wir so ein, zwei Stunden zusammen aus dem Haus gegangen, beide Hunde, wir hatten da noch eine ältere Schäferhundmischlingsdame, im Garten. Das ging aber auch nur, weil wir wussten, dass die ältere Hündin gleich am Anfang mit dem Jungspund geklärt hatte, dass sie nicht spielen möchte. Nie, niemals und auch nicht mit ihm und er sie also wirklich komplett in Ruhe gelassen hat (ich hab auch schon von jungen Labradoren gehört, die die älteren Hunde im Haus regelrecht terrorisiert haben, das hätten wir unser doch sehr betagten Hundedame nicht antun wollen). Unser Nachbar wusste dann auch Bescheid und hat dann mal nach einer Stunde auch einen gründlichen Blick rüber geworfen. Er hätte dann auch ohne Probleme aufs Grundstück gelangen können, falls was gewesen wäre. Ganz wohl war uns zwar nicht, zumindest mussten wir dank der Hundedame aber weder Angst vor Diebstahl noch vor gewalttätigen Katzen haben.
Labrador Retriever und Mischling.
Den Trick mit Haustür offen lassen und die Hunde können bei Bedarf in den Garten haben wir genau einmal und dann nie wieder praktiziert, nach einer gewissen Zeit wurde unserem doch sehr jungen Labrador etwas langweilig und er hat sich an der Fernbedienung vom Fernseher versucht. Zum Glück ist nur der Fernbedienung etwas passiert. Man kann gar nicht alles wegräumen. Je länger die Zeit, die man abwesend ist, desto interessanter selbst Dinge, mit der ein solcher junge Hund sonst niemals spielen würde.
Als der Hund dann zehn Monate alt war, war ich eine Woche alleine mit ihm (und der Hundedame). Ich habe mich dann tatsächlich getraut (ich musste, wohl war mir nicht), und bin einmal für fünf Stunden weg gewesen. Irgendwann war ihm wohl langweilig und er hat die Heiligen Drei Könige von der Weihnachtsbeleuchtung komplett zerlegt (zum Glück nur in die Bestandteile aufgelöst, nicht gefressen). Das war aber das letzte Mal, dass er, wen er länger alleine war, sich Beschäftigung gesucht hat. Gerne länger alleine lassen tun wir ihn auch heute nicht, obwohl er es klaglos hinnimmt. Vorher eine große Runde mit spielen und im Anschluss auch noch eine, dann ist er wieder glücklich.
Allerdings, in den ersten vier Wochen und dann auch noch zwei, drei Monate länger, habe ich meinen Arbeitsalltag auf die Bedürfnisse des Hundes komplett umgebaut. Man glaubt gar nicht, wieviel Unsinn so ein kleiner Hund machen kann, ohne dass man im Nachbarraum auch nur irgendwas hören kann davon. Schuhe zerlegen kann absolut Geräuschlos vollzogen werden.
Und natürlich bestimmt er auch heute noch, meine Arbeitszeit. Nur inzwischen ist er fast fünf Jahre alt, und wenn es gerade gar nicht passt, kann man ihn inzwischen auch auf etwas später vertrösten, wenn er sich meldet. Mit einem Welpen kann man das nicht machen. Kann man schon, hat aber Folgen …
Inzwischen lassen wir unseren Hund (inzwischen ist es leider auch nur noch einer) auch nur noch im Haus, wenn wir weg gehen (die Aufpasserin ist ja nicht mehr). Fünf, sechs Stunden, wenn es nicht jeden Tag ist, ist eine erprobte Zeit, die problemlos funktioniert, wenn man sich vorher und nachher Zeit nimmt. Inzwischen müssen wir auch nichts mehr sichern. Früher sind wir bevor wir die Haustür geschlossen haben, immer noch mal mit einem wachsamen Auge durch das Haus gegangen, meist haben wir dann aber eher die ungefährlicheren Dinge übersehen, mit denen eine gelangweilter Labrador gerne spielt, aber was solls, die Toilettenpapierschlacht hat sicherlich Spaß gemacht 🙂
Wobei wir ein ganz seltenes Exemplar eines Labradors haben, er ist nicht verfressen und Mülleimer waren und sind unter seiner Würde.
Fazit Berufstätig und Labrador
Mit einem älteren Labrador sind lange Stunden der Abwesenheit kaum ein Problem. Wenn es natürlich auch für ihn nicht die schönste Lösung ist. Mit einem Welpen sieht es anders aus. Ob man es mit seinem Gewissen vereinbaren kann, muss man mit sich selbst klar bekommen. Ein Notfallplan gehört aber immer dazu, gerade wenn man selbst alleine lebt. Aber einen Notfallplan braucht man eh, man kann immer mal so krank werden, dass man wirklich nicht Gassi gehen kann und selbst wenn man nicht alleine lebt, wir hatten mal beide gleichzeitig die richtige Grippe (nicht so eine simple Erkältung) und haben uns dann an drei Tagen der Krankheitszeit aber wirklich nur mit dem Hund rausgeschleppt im wahrsten Sinne des Wortes (zum Glück war erst Herrchen krank geworden und drei Tage später ich selbst, wenn wir beide gleichzeitig die schlimmen drei Tage gehabt hätten, hätten wir auch zum Notfallplan greifen müssen, so hatten wir beide die ganz schlimmen drei Tage etwas versetzt, aber es war eine Qual).
Natürlich sollen auch Berufstätige Hunde haben dürfen, ohne sich schlecht fühlen zu müssen. Man sollte vorab aber wissen, dass von der eigenen Freizeit dem Labrador dann mindestens zwei Stunden konzentrierte Beschäftigung gehören.
Christina Huber